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Von Versorgung zu Empowerment

10.07.2025
Zum zweiten Runden Tisch in diesem Jahr konnten wir am 10. Juli Khulud Sharif-Ali als Referentin bei der Koordinierungsstelle gegen FGM_C begrüßen. Die Veranstaltung trug den Titel: "Von Versorgung zu Empowerment: FGM_C in sozialen Berufen - Wie können Mädchen und Frauen bestärkt werden?"
Die Psychotherapeutin und Doktorandin Khulud Sharif-Ali gab einen Einblick in ihre Arbeit sowie Dissertation zu Intersektionalität und Empowerment geflüchteter Frauen aus Somalia. Sie machte deutlich, wie komplex die Erfahrungen geflüchteter Frauen sind und betonte eindringlich, wie dringend es Räume braucht, die über die reine Gesundheitsversorgung hinausgehen – Räume, die Selbstermächtigung und Teilhabe ermöglichen.

Geflüchtete Frauen und Mädchen aus Ländern wie Somalia sind besonders schutzbedürftig, weil sie geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt sind, die tief in den sozialen Strukturen verwurzelt ist. So gilt FGM_C in Somalia nicht nur als gesellschaftliche Norm, sondern ist Teil eines patriarchischen Systems zur Kontrolle weiblicher Sexualität. In Somalia liegt die Prävalenzrate weiblicher Genitalverstümmelung (FGM_C) bei 99%. Die Eingriffe hinterlassen nicht nur schwere körperliche Schäden wie chronische Schmerzen, Infektionen oder Geburtshindernisse, sondern führen zu tiefgreifenden seelischen Traumata.

In Deutschland begegnen sie einem System, das sich häufig auf Schutzmaßnahmen konzentriert, ohne die individuellen Ressourcen und Potenziale der Frauen ausreichend zu berücksichtigen. Hier ist ein Wandel nötig – weg von einem rein versorgenden Ansatz hin zu echter Hilfe zur Selbsthilfe.
Sharif-Ali kritisierte unter anderem, dass die häufige Darstellung geflüchteter Frauen als passive Opfer Empowerment-Prozesse behindert: "Sie festigt stereotype Geschlechterrollen und verengt den Blick auf eurozentrische Narrative. Dabei wird das Bild der „bedürftigen Migrantin“ mit Mitleid begegnet, nicht aber mit Mitgefühl. Diese einseitige Konzentration auf Vulnerabilität übersieht die komplexe Realität dieser Frauen: Sie sind schutzbedürftig und verletzlich, doch zugleich widerstandsfähig und stark. Ihre Biografien erzählen von Verlust, Gewalt, Flucht – aber auch von Überlebenswillen, Fürsorge und Resilienz."

Gerade in Kontexten der Flucht und Vertreibung organisieren sich Frauen, übernehmen Verantwortung und fordern Beteiligung ein: in sozialen Netzwerken, in politischen Aushandlungsprozessen, im wirtschaftlichen Alltag. Diese aktive Neupositionierung stärkt nicht nur die Frauen selbst, sondern auch ihre Gemeinschaften, in der Diaspora ebenso wie in Rückkehrkontexten. Eine Flucht ist somit nicht nur ein Zeichen von Not, sondern auch ein möglicher Ausgangspunkt für Selbstbestimmung und Wandel.

Zudem berichtete die aus Somalia stammende Haboon Saad Jabril, die selbst FGM_C überlebt hat und sich bei Space2groW, einem Beratungsprojekt der Frauenkreise von und für geflüchtete und migrierte Frauen* in Berlin/Brandenburg, engagiert.

Der gesamte Artikel findet sich untenstehend zum Download. 

FGM_C in sozialen Berufen - Wie können Mädchen und Frauen bestärkt werden?

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Förderung

Das Projekt wird von der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidisrkiminierung gefördert.

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